...oder:  

"Wie verhalte ich mich eigentlich als Besucher auf einem Jazz-Konzert richtig?" 


1. Kleiner Schnellkurs für Jazz-Neulinge:
   "Wie funktioniert Jazz überhaupt?"  

Ein weitverbreitetes Vorurteil besagt:

"Jazz ist komplizert, schwer zu verstehen und nur etwas für Intellektuelle!"

Stimmt zum Glück (meist) nicht! Tatsächlich ist ein Jazzkonzert in der Regel recht simpel gestrickt. Zumeist werden die Musiker bekannte  Stücke (Jazz-Standards) spielen. Wer häufiger Jazz-Konzerte besucht, hat viele dieser Titel vermutlich schon einmal irgendwie gehört.

Foto: Detlev Fock, Münster

Zu Beginn wird die Melodie ohne größere Veränderungen und Verzierungen gespielt. Dann wird es hoffentlich interessant, denn nun beginnen die einzelnen Musiker, nacheinander über das zuvor gespielte Thema zu improvisieren.  

Das ist der Moment der Wahrheit, denn wer als Jazz-Musiker etwas auf sich hält, wird sich ganz dem Augenblick und seiner Kreativität hingeben und das Solo weitestgehend spontan entwickeln. An dieser Stelle muß sich ein Musiker stets entscheiden, ob er einfach auf "Sicherheit" spielt, was häufig ein recht langweiliges Ergebnis zeitigt, oder ob er sich traut, etwas Neues auszuprobieren und womöglich das beste Solo seines Lebens zu spielen - stets verbunden mit einem gewissen Risiko, sich harmonisch zu verirren und das Solo komplett oder teilweise "an die Wand zu fahren"... Dazu später mehr. Anschließend wiederholt die Band noch einmal das Thema oder zumindest den Refrain, und das war's dann auch schon. Kompliziert? Nicht wirklich! 

 

2. Applaus, Klatschen und Zwischenrufe:
    "Wann und wie wird applaudiert und geklatscht?"  und
   "Darf man sich während des Konzertes unterhalten?" 

Mit dem Klatschen ist es ganz einfach: Immer dann, wenn einem etwas gefallen hat!

Applaus nach dem Solo: 

Grundsätzlich freut sich jeder Jazz-Musiker über einen kleinen Szenenapplaus nach seinem Solo, und je besser es dem Publikum gefallen hat, umso herzlicher wird dieser wohl ausfallen. Das gilt übrigens auch für die zuvor erwähnten "verunglückten" Soli - denn ein sauber gerettetes Fiasko verdient Anerkennung und ist allemal einen aufmunternden Applaus wert! Man darf auch schon während eines Solos klatschen, wenn man es vor lauter Begeisterung nicht mehr bis zum Schluss aushält... 

Applaus nach einem Stück: 

Hier unterscheidet sich ein Jazz-Konzert nicht von anderen Spielarten der Musik. Wieder gilt, je schöner es war, desto lauter und länger wird auch der Applaus ausfallen. 

Das rhythmische Klatschen: 

Außer durch Mitsingen kann ein Publikum seiner innigen Verbundenheit mit den Musikern wohl kaum schöneren Ausdruck verleihen!  

Doch Vorsicht Falle! Sehr beliebt beim einheimischen Publikum und von allen Jazz-Musikern dafür umso mehr gefürchtet ist das Klatschen auf "Eins" und "Drei", wie man es vom Karneval oder aus der Volksmusik kennt. Der versiertere Jazz-Freund wird sich daher zu gegebener Zeit in der Kunst des sog. "Off-Beat-Klatschens" versuchen, d.h. auf "Zwei" und "Vier". Keine Angst! Klingt etwas kompliziert, ist es aber gar nicht, wenn man dabei auf die Hi-Hat- oder Charleston-Maschine des Schlagzeugers schaut, die schließt sich im Regelfall immer zuverlässig auf "Zwei" und "Vier". Im Zweifelsfall kann man auch einfach abwarten, bis einer der Musiker zu klatschen beginnt. Er oder sie sollte wissen, wie's richtig geht. Doch gilt letzten Endes auch hier: Erlaubt ist -  was dem Publikum gefällt...

Zwischenrufe und kleinere Frotzeleien  

sind im Jazz gute alte Tradition - sowohl vom Publikum als auch von den Musikern. Die einzige Bedingung: Der Grundton sollte stets freundlich bleiben!  

Ausgiebigere Unterhaltung mit den Musikern 

sollte man höflicherweise auf die Zeiten beschränken, in denen sie nicht auf der Bühne beschäftigt sind. Das gilt auch für Gespräche mit dem Pianisten, selbst wenn dieser vermeintlich nur die Hände zum Musizieren benötigt und daher Kopf samt Mund und Ohren für eine ausgiebige Unterhaltung mit einem mitteilungsbedürftigen Konzertbesucher frei zu haben scheint... 

 Private Unterhaltungen mit dem Nachbarn  

oder dem Gegenüber, während die Musik spielt, sind bei einem Jazz-Konzert hingegen kein Problem. So werden Besucher, die in erster Linie der Musik wegen da sind, sich  eher einen Platz in der Nähe der Bühne suchen; diejenigen, die der Stimmung und der Gesellschaft wegen kommen, bevorzugen ohnehin meist "einen Tisch nicht so nahe bei der Kapelle", so dass für alle gesorgt ist...

 

Schlussbemerkung:  

Selbstverständlich sind diese Ausführungen subjektiv und erheben keinen Anspruch auf Allgemeinverbindlichkeit. Doch dürfte man wohl in jedem Jazz-Club dieser Welt ganz gut mit ihnen fahren...